DNN, 02.02.2007, S. 13:
Legendäres Rundkino in
Dresden erwacht am Donnerstag zu neuem Leben
Dresden. Die drohende Aberkennung
des UNESCO-Weltkulturerbetitels, die Schließung des Kulturpalastes
- keine guten Botschaften für den Kulturliebhaber in Dresden.
Es gibt aber auch positive Neuigkeiten: Das Rundkino, das
seit dem Hochwasser 2002 auf Filmkunst verzichten musste,
erwacht an diesem Donnerstag zu neuem cineastischem Leben.
Dann startet das „Cinemagnum“, Dresdens erstes 3D-Kino,
sein Programm.
In seiner fast 35-jährigen Geschichte
hat das Rundkino viel erlebt. Dabei trügt der Name. Das
Filmtheater ist nur in seiner äußeren Gestalt rund, die
Leinwand ist lediglich gekrümmt. Am 7. Oktober 1972 wurde
das Kino nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Im großen Saal
mit 1018 Plätzen gab es danach viele Filmpremieren. Generationen
junger Dresdner erlebten dort ihre Jugendweihe. Kongresse,
Pop-, Jazz- und Schlagerkonzerte hinterließen viele Erinnerungen.
Aber auch das Gebäude selbst machte
Eindruck. „Das Rundkino ist ein herausragendes architektonisches
Zeugnis der Nachkriegsmoderne“, sagt Kristina Hermann vom
Vorstand des Vereins Rundkino. Der Rundbau hat eine Höhe
von 20 Metern und einen Durchmesser von 50 Metern. Das Gebäude
zählt nach Meinung Hermanns zu den wichtigsten Bauwerken
der DDR. Unterteilt in drei Ebenen besteht es im Erdgeschoss
aus einer Glasfront, im ersten Stock finden sich Ornamente
an der Fassade. Der zweite Stock ist mit längslaufenden
Metallstreifen verkleidet.
1990 übernahm die Universum Film
AG (UFA) das Kino, das nach zwei Jahren Umbau 1992 erneut
eröffnete - nun auch mit Sälen unter der Erde. Im August
2002 hieß es für das Rundkino wie für viele Bauten in Dresden
„Land unter“: Das Hochwasser der Weißeritz hatten den Musentempel
in eine Insel verwandelt. Die UFA konzentrierte sich auf
den bereits 1998 entstanden Kristallpalast in der Nachbarschaft.
Nur ein Puppentheater blieb im alten Rundkino erhalten,
die Projektoren standen fortan still.
Engagierten Fans ist es zu verdanken,
dass der „Papierkorb von Dresden“ - so wurde das Gebäude
von den Einwohnern genannt - nicht in Vergessenheit geriet.
2003 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, zwei
Jahr später entstand der Verein Rundkino. „Das Ziel, dass
wieder ein Kino reinkommt, war klar. Die kulturelle Vielfalt
in der Nutzung ist uns auch wichtig“, sagt Hermann. Seit
Anfang 2007 ist das Kino nun fest in fränkischer Hand. Eine
Firma aus der Nähe von Nürnberg übernahm die Immobilie.
Miteigentümer Hans Rudolf Wöhrl hat in unmittelbarer Nähe
ein Modegeschäft. Als Betreiber des Kinos fand sich die
Firma Fantasia Film von Claudia und Wolfram Weber, die ebenfalls
aus der Nähe von Nürnberg stammt.
Fortan gehört das Filmtheater auf
der Prager Straße zu den größten 3D-Kinos in Deutschland.
Im großen Saal finden 900 Zuschauer Platz. Mit 235 Quadratmetern
gibt es hier die größte Leinwand im Freistaat. Darauf sollen
neben 3D-Formaten auch „normale“ Filme zu sehen sein. Wolfram
Weber denkt darüber nach, die Kinos im Keller ab Herbst
zusätzlich zu nutzen. Konkurrenz fürchtet er nicht. Dresden
zählt schließlich zu den Kinohochburgen im Land. Weber braucht
jährlich 250 000 Zuschauer für einen rentablen Betrieb.
„Das Kino ist nicht nur als Kino, sondern auch als Veranstaltungsort
etwas ganz Besonderes“, sagt Geschäftsmann Wöhrl.
Maria Deingruber, dpa
|